Konflikte bedeuten das Ende der Beziehung - Angst vor Konflikten
Rein faktisch betrachtet wissen die meisten Menschen, dass Konflikte nicht gleichbedeutend sind mit dem Ende der Beziehung. Trotzdem haben viele Menschen eine wahnsinnige Angst vor Konflikten. Besonders, wenn die Beziehung einen besonderen Wert für sie hat. Unbewusst versuchen viele, Harmonie um jeden Preis zu wahren, oder der Beziehung die Bedeutung zu entziehen. Wenn mir niemand bedeutsam ist, kann der Konflikt auch keine Gefahr bedeuten, lautet die unbewusst ablaufende Logik dahinter.
Konflikte sind schwer zu kontrollieren. Gerade Menschen, die gern alles unter Kontrolle haben, haben daher häufig große Angst vor Konflikten. Meiner Beobachtung nach können viele Menschen nicht mit Angst umgehen und vermeiden sie daher schon, bevor sie überhaupt auftritt. Ein sehr kluger Schachzug, mit Nebenwirkungen. 😅
Harmonie zu wahren scheint eine wirkungsvolle Methode zu sein. Jedenfalls eine, die vermeintliche Sicherheit vorgaukelt.
Die Angst vor Konflikten verstehen
Was steckt hinter dieser Angst vor Konflikten?
Oft sind es tief verwurzelte Glaubenssätze, die unser Verhalten steuern. Der in der Überschrift genannte Glaubenssatz, dass Konflikte das Ende der Beziehung bedeuten, kann dich dazu bringen, dich selbst zu verleugnen. Diese Überzeugung kann dazu führen, dass du notwendige Auseinandersetzungen vermeidest.
Ich bin überzeugt. Konflikte können, richtig gehandhabt, eine Beziehung sogar stärken.
Coach dich selbst: Hinterfrage deinen Glaubenssatz
Wenn du auch glaubst, dass Konflikte das Ende der Beziehung bedeuten, dann lade ich dich zu diesem kleinen Selbstcoaching ein.
- Woher weißt du das?
- Hast du diese Überzeugung vielleicht von einem anderen Menschen übernommen? Möglicherweise ungeprüft? Wenn ja, von wem?
- Kannst du absolut sicher sein, dass es stimmt? Absolut sicher sein, dass es eine unverrückbare Tatsache ist? Oder besteht vielleicht eine Möglichkeit, dass du dich irrst? Vielleicht auch nur eine ganz minimal kleine Möglichkeit, dass es auch anders sein könnte?
- Kennst du Menschen, die schon Konflikte miteinander ausgetragen haben und heute noch in einer Beziehung stehen?
Wenn du den Gedanken “Konflikte bedeuten das Ende der Beziehung” glaubst, tauchen da noch mehr Gedanken dazu auf?
Glaubst du vielleicht auch:
- Es ist besser, meine wahren Gefühle zu verbergen, um Streit zu vermeiden.
- Ich bin nicht gut genug für eine erfüllende Beziehung.
- Ich muss ruhig bleiben.
- Ich darf nicht wütend werden.
- Ich habe kein Recht darauf, so zu denken oder zu fühlen.
- Ich sollte die andere Person verstehen.
Oft steckt da ein ganzer Rattenschwanz an Geschwistergedanken dahinter. Nimm die, die für dich passen mit und ergänze um die, die dir noch einfallen.
Konfliktvermeidung hat Folgen
Wenn du Konflikte in deiner Beziehung um jeden Preis vermeidest und alles immer unter den Teppich kehrst, sorgst du für ziemlich viele Stolperfallen. Es ist unvermeidlich, dass ihr euch im Laufe der Beziehung immer mal wieder langlegt. Gerade nicht daran gedacht und schwups hat sich einer von euch wieder hingelegt. Das tut weh und ist sehr ärgerlich. So kommt nie Ruhe in die Beziehung.
Du entfernst dich auf diese Art und Weise auch immer weiter von dir selbst. Wenn du in der Beziehung nicht mehr du selbst bist, kannst du auf Dauer nicht glücklich sein. Es wird etwas fehlen und das findest du nicht im Außen. Das ist in dir und du selbst erlaubst dir nicht, es zu leben. Du allein hast den Grundstein dafür gelegt. Das Gute: Du kannst das auch wieder ändern und bist gerade auf einem guten Weg dazu. 😇
Neue Wege im Umgang mit Konflikten
Jetzt geht es für dich darum zu erkennen, wie du Konflikte führst, die zur Trennung führten und darum, wie du Konflikte vermeidest, um neue Strategien zu finden.
- Ist es wirklich notwendig, dass du dich an deine “Ich darf nicht….” oder “Ich sollte nicht….” und “Ich muss …” -Gebote hältst?
- Wie würde ein Unbeteiligter, der deine Überzeugung nicht teilt, sich in der Situation verhalten?
- Was würde dieser Unbeteiligte über dich sagen, wenn du deinem Gedanken mal wieder folgst? Hättest du den Impuls, zu nicken?
Zeitreise in Vergangenheit und Zukunft
Denk einmal an dich als kleines Kind oder auch als Teenager.
- Wie hättest du die Situation damals beschrieben?
- Gab es Menschen in deinem engsten Umfeld, die diese Überzeugung ebenfalls in sich trugen? Vielleicht sogar noch ausgeprägter?
Reise auch einmal in deine Zukunft.
- Wie würdest du dein Verhalten ausdrücken, wenn du alt und weise bist und zurückblickst?
- Wirst du bis dahin eine andere Überzeugung in dir tragen? Welche? Was hast du dafür verändert?
Vielleicht fragst du dich, was all diese Fragen sollen. Wohin das führen soll und wozu das gut ist. Mag sogar sein, du spürst Widerstand.
Ich stelle diese Fragen, damit du tiefer in die Physiologie deiner Überzeugung einsteigen kannst. Derzeit läuft deine Konfliktvermeidung unbewusst ab. Solange es unbewusst in dir abläuft, kannst du nichts verändern. Es geschieht dir einfach. Du bist dein eigenes Opfer. Das muss nicht so bleiben.
Holst du dir dein Denken und Handeln ins Bewusstsein, kannst du deinen Handlungsspielraum erkunden. Du gewinnst an Flexibilität.
Jeder Mensch hat an der ein oder anderen Stelle hinderliche innere Abläufe. Irgendwann einmal war es wahrscheinlich nützlich oder hilfreich und heute ist es das nicht mehr. Kein Grund, dich dafür zu schämen. Es ist natürlich. Ich möchte dich sogar einladen, stolz auf dich zu sein, weil du hinschaust. Das ist ein notwendiger Schritt zur Lösung und manchmal ist das hinschauen leider unangenehm. Sieh es als Teil des Prozesses, der ein gutes Ende nehmen wird.
Warnsignale erkennen
Woran kannst du erkennen, dass du wieder den Gedanken glaubst, Konflikte bedeuten das Ende der Beziehung?
- Ist das eine bestimmte Tonlage? Ein Trigger-Wort, das diesen Gedanken und die Angst direkt in dir auslöst?
- Vielleicht auch ein inneres Gefühl, eine Empfindung in deinem Körper? Vielleicht eine Verspannung, eine Enge, Starre oder auch der Verlust von Stabilität in deinem Körper? Oder etwas ganz anderes?
- Bei manchen ist es auch ein Geruch, der damit verbunden ist.
- Oder etwas, was du siehst? Real oder vor deinem inneren Auge?
Strategien zur Bewältigung
Schau doch einmal, ob es eine bestimmte Erfahrung gibt, die du mit dieser Überzeugung verbindest.
- Aus welcher konkreten Erfahrung schließt du das?
- Was hält dich davon ab, es anders zu sehen? Was würde passieren, wenn du diese Überzeugung loslässt?
- Was würde passieren, wenn du zukünftig anders handeln würdest? Wenn du dich auf einen (notwendigen) Konflikt einlässt?
- Gibt es etwas, was dich davon abhält, einen neuen Gedanken zu denken? Wer oder was hält dich davon ab?
Manchmal sagen mir Kundinnen, dass sie es ja ändern würden, aber das geht nicht, wegen ihres Partners. Ich frage dann gern:
- Wie genau zwingt dein Partner dich, so zu handeln, zu denken oder zu fühlen?
- Willst du damit sagen, dass du keinen anderen Gedanken denken kannst, weil dein Partner X macht? Bist du ganz sicher, dass du partout keine andere Handlungsalternative hast?
- Woher weißt du das? Was führt dich zu dieser Annahme?
- Wie genau macht er das, dass du in deine alte Strategie verfällst?
Es kommt vor, dass diese Kundin antwortet: Er hat es mir gesagt. Er wird sich trennen, wenn ich nicht …
- Bist du dir ganz sicher, dass es genauso kommen wird? Woran machst du das konkret fest?
- Ist der Preis für dich akzeptabel? Bist du bereit, die Beziehung mit allen daran hängenden Konsequenzen weiterzuführen? Ist es dir das wert? (ohne Wertung)
Ich bin übrigens sicher, dass du bereits Strategien hast, wie du aus deinem Angstzustand wieder herauskommst.
- Wie machst du das für gewöhnlich?
- Wie gelingt es dir, dass es nicht noch schlimmer wird?
- Was tust du, wenn du dich ganz tief hineinsteigern willst? Wie genau stoppst du das dann wieder? Was hilft dir, dass du Ruhe, Entspannung und/oder Gelassenheit wiederfindest?
Der positive Kern deiner Überzeugung
Es kann sein, dass es gerade nicht an der Zeit ist, deine Überzeugung loszulassen. Fühlt sich vielleicht blöde an und klingt auch so. Es ist aber wirklich wahr.
Vielleicht dient dir diese Überzeugung auf eine andere Art und Weise.
Ich bin davon überzeugt, dass wir nichts tun, was uns nicht in irgendeiner Weise dienlich ist. Das muss dir nicht bewusst sein.
Möglicherweise ist es so, dass du in deinen Freundschaften besonders viel Raum oder Mitleid bekommst, wenn du von der Situation zu Hause berichtest. Es kann sein, dass dir diese Aufmerksamkeit sehr wichtig ist und du sie nicht bekommst, wenn es anders wäre. Bevor du die Überzeugung und dein Handeln ändern kannst, brauchst du eine neue Strategie, um die für dich so wertvolle Aufmerksamkeit zu bekommen. Sonst verspreche ich dir, wird dein Unterbewusstsein dein Vorhaben sabotieren. Es wird dich steuern und dir dein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit auf ebendiese Weise erfüllen, die schon so häufig funktioniert hat.
Veränderung kann ein Schalter sein, oder ist ein Weg
Ob es sich um einen Schalter oder um einen Weg handelt, hängt ganz davon ab, wo du gerade stehst. Was damit alles zusammenhängt.
Glaube mir bitte, wir machen so etwas alle. Gehe bitte liebevoll und mitfühlend mit dir um. Und vor allem sei ehrlich mit dir. Sonst wirst du ewig unter diesem Zustand leiden.
Es mag gut sein, dass es dir gar nicht um die von mir im vorherigen Abschnitt genannte Aufmerksamkeit geht. Vielleicht hast du Angst vor Nähe und darfst lernen, Nähe zuzulassen, insbesondere, wenn es um unangenehmes geht. Das könnte bedeuten, du arbeitest an deiner Selbstakzeptanz und Selbstliebe.
Es kann auch sein, dass du wahnsinnige Angst vor Kontrollverlust hast. Konflikte und Kontrollverlust sind eng miteinander verbunden. Dann brauchst du eine Strategie, um mit dem Kontrollverlust umgehen zu können. Eine Möglichkeit wäre es dann, dass du eine Situation ankerst, in der du dich vollkommen sicher und geborgen gefühlt hast. Diesen Anker kannst du dann in vielen Situationen testen und ihn auch in der Konfliktsituation nutzen. So könnte der Anker auch helfen, wenn du Angst vor Nähe hast und du dich sicher und geliebt fühlst.
Ankern ist eine Methodik aus dem NLP. Es geht darum, dass innere Reaktionen absichtlich an einen Auslöser gebunden werden. Als Anker dient dir dann etwa eine Berührung. Je häufiger der Anker genutzt wird, desto stärker wirkt dieser und je häufiger du den Anker genutzt hast, desto besser verinnerlicht dein inneres System die Bedeutung dieser neuen Strategie. So reagierst du dann irgendwann ganz automatisch auf diese Art und Weise.
Schlussgedanken
Ich hoffe, du hast für dich mitgenommen, dass ein und dieselbe Überzeugung auf ganz unterschiedliche Gründe zurückzuführen ist. Es hilft mitunter wenig, wenn jemand anderes das Problem gelöst hat und dabei eine ganz andere Grundlage hatte. Du kannst mit der Strategie dieser Person leider wenig anfangen. Der Weg zum Ziel ist individuell. Die Lösung ist allerdings bereits in dir. Manchmal darfst du vorher noch eine Schleife drehen und das ist vollkommen okay. Hoffentlich hast du auch mitgenommen, dass dein Verhalten immer einer positiven Absicht folgt und dein Unterbewusstsein es immer gut mit dir meint. Aber wir wissen ja, gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. 😅
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Alles Liebe
Sandra