Sieben Mythen über die Selbstliebe
Selbstliebe, ein monströser Begriff. Heute möchte ich sieben Mythen über die Selbstliebe aufgreifen und damit aufräumen. Denn Selbstliebe ist ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Mir geht es darum, die Selbstliebe in Menschen zu aktivieren. Sie wieder an ihre Einzigartigkeit und gleichzeitig an die Gleichwertigkeit zu erinnern. Denn ich bin davon überzeugt, dass das die perfekte Basis dafür ist, dass wir alle in Liebe und Frieden miteinander leben.
Doch wenn ich über Selbstliebe spreche, dann stoße ich teilweise auf eine Mauer. Menschen sind skeptisch. Es gibt einige Mythen, die betrachtet werden wollen.
Selbstliebe ist reiner Egoismus
Das ist Quatsch. In meinem Beitrag Narzissmus – Schwäche im Selbstwertgefühl findest du eine Skala, die den Unterschied zwischen der Sucht nach Liebe und der Selbstverliebtheit zur gesunden Form der Selbstliebe beschreibt und bildlich greifbar macht. Es ist nicht egoistisch, sich selbst zu lieben. Letztlich ist es ein Dienst für dein Umfeld. Du bist weniger bedürftig und auch nicht von anderen abhängig. Durch Selbstliebe bist du in der Lage gut für dich selbst zu sorgen und kannst auch auf gesunde Weise in Konflikte treten. Ihr findet gemeinsam Lösungen, die sonst nicht möglich gewesen wären. Da dein Liebestank gefüllt ist, kannst du sehr viel mehr Liebe verschenken und das ist das Gegenteil von Egoismus. 😉
Du kannst dich erst lieben, wenn du diese oder jene Schwäche überwunden hast.
Oh nein, so funktioniert das nicht. Denke nicht, dass Selbstliebe bedeutet, dass du dich niemals über dich ärgerst. Dass du niemals verzweifelt bist oder sein darfst. Du sollst eben nicht selbstverliebt sein, sondern dich mit allen Ecken und Kanten annehmen. Du sollst dich liebevoll in den Arm nehmen und verständnisvoll mit dir sein. Dein Krieg gegen dich selbst darfst du beenden.
Es beginnt mit Akzeptanz und weitet sich aus in eine wohlig warme Zufriedenheit mit dir. Am ehesten gelingt dir das, wenn du dich mehr und mehr kennenlernst und verstehst. Wenn du dich mehr und mehr an deinen eigenen Werten orientierst und nicht tust, was man dir gesagt hat, wie du zu sein hast. Es gibt einen Grund, warum du genauso bist, wie du bist. Kennst du Kintsugi? Eine japanische Kunst, bei der zerbrochene Keramikschalen mit Gold repariert werden und in ihrer Einzigartigkeit an Ästhetik gewinnen. Die Wertschätzung eines jeden Stücks steigt, weil es einzigartig ist, und weil die augenscheinlichen Makel so kunstvoll und liebevoll in Szene gesetzt wurden.
Du kannst dich nur lieben, wenn dein Mann (deine Eltern, deine Freunde …) dich lieben.
Sorry, wieder falsch. Deine Selbstliebe ist vollkommen autark. Sie hat nichts mit der Liebe andere Menschen zu tun. Sie ist unabhängig davon, ob andere deine wahre Schönheit erkennen oder nicht. Vielleicht sind es nicht die für dich passenden Menschen. Was generell nicht funktioniert, ist, dass du Menschen zwingst, dich zu lieben. Es liegt nicht an dir, ob jemand dich liebt. Es liegt immer an der Liebesfähigkeit des anderen.
Lässt du diesen Kampf los, wirst du nach und nach mehr Menschen in dein Leben ziehen, die dich so lieben wie du bist. Es kann gar nicht anders sein, weil du es gar nichts anders zulassen wirst. Du wirst dich auf gesunde Weise von Menschen distanzieren, die dir nicht guttun. Deine Liebe zu diesen Menschen muss dadurch auch nicht unterbrochen werden, denn wahre Liebe lässt frei. Alles andere ist Abhängigkeit. Selbstliebe bedeutet, sich selbst zu lieben und sich selbst zu nähren. Dafür benötigen wir keine anderen Menschen, obwohl es schön ist und wohltuend ist.
Selbstliebe ist arrogant.
Arrogant bedeutet, dass ich mich überheblich und herablassend benehme. Aus meiner Sicht ist die Selbstverliebtheit arrogant, aber nicht die Selbstliebe. Es geht eben nicht darum, etwas zu verdecken und von anderen zu erwarten, auf einen ungesunden Sockel gestellt zu werden. Es geht nicht darum, dass du bestrebt bist, etwas Besonderes darzustellen. Das ist gar nicht notwendig, weil jeder Mensch auf gesunde Art und Weise individuell und besonders ist. Gleichzeitig ist jeder Mensch auch gleichwertig. Wer sich selbst liebt, ist sich seiner Einzigartigkeit ebenso bewusst, wie seiner Gleichwertigkeit. Dann bist du selbstsicher und nicht arrogant.
Wer sich selbst liebt, entwickelt sich nicht weiter und bleibt stehen.
Herzlich willkommen in der Leistungsgesellschaft. Die eigenen Fehler ins Visier zu nehmen und sich selbst immer weiter zu perfektionieren, ist Teil unserer Gesellschaft. Erziehung beruhte viele Jahre auf dem Glauben, dass wir Stress, Druck und Ärger benötigen, um uns zu entwickeln. Doch ganz ehrlich, als du klein warst, gab es sicher keinen Stress und keinen Druck, damit du laufen oder sprechen gelernt hast. Ich nehme an, dass es eine ganz natürliche Motivation war, die aus dir entstanden ist. Intrinsische Motivation.
Das Leben führt dich weiter und wird dir genau die Aufgaben geben, die du gerade für deinen ganz individuellen Lebensweg benötigst. Deine Selbstliebe wird sich immer weiter vertiefen. Du kannst ganz beruhigt sein, du wirst keine faule Couch-Potato, nur weil du dich selbst liebst. Du wirst du gesunde Weise deine Ziele verfolgen und nach deinen Werten leben. Entwicklung darf Spaß machen und sich ganz natürlich anfühlen. Lernen können wir am leichtesten mit Freude und Begeisterung. Laut Gerald Hüther (Neurobiologe) wird unsere Lernlust dann gestärkt, wenn wir etwas tun, was uns wirklich interessiert. Was interessiert dich wirklich?
Mich kann man nicht lieben. Ich bin einfach nicht liebenswert, weil ich ein schlechter Mensch bin.
In meinem Blogbeitrag Beziehungsprobleme – 10 Schutzstrategien des inneren Kindes greife ich Muster auf, die wir nutzen, um uns selbst vor negativen Gefühlen zu schützen. Diese Muster erschrecken uns teilweise selbst. Wir haben sie entwickelt, um etwas zu vermeiden, was tief schmerzt. Jeder Mensch hat Schutzstrategien entwickelt. Wirklich jeder Mensch und gleichzeitig ist jeder Mensch liebenswert. Trau dich einmal hinzuschauen, warum du dich so verhalten hast, dass du dich als schlechten Menschen empfindest. Damit hast du ganz sicher eine positive Absicht verfolgt.
Im Kern bist du gut und liebenswert: wie jedes Lebewesen. Keine Aktion erforderlich. Ein erster Schritt zu tieferer Selbstliebe ist es, dass du aufhörst dich herunterzuziehen. Dass du beginnst, dich kennenzulernen und anzunehmen, wie du bist. Deine Maske ist nur dein Schutzpanzer und es war einmal okay und wichtig, dass du ihn angelegt hast. Begegne dir mit Selbstmitgefühl. Aus dieser Haltung heraus, kannst du jeden Tag neu entscheiden, ob du deinen Panzer noch benötigst. Zum Kennenlernen empfehle ich dir das Human Design. Ein persönliches Reading wird dir Aha-Momente schenken. Dich fühlen und verstehen lassen, dass du goldrichtig bist.
Ich weiß nicht, wer ich bin und deshalb kann ich mich auch nicht lieben.
Hast du ein Kind? Als mein Kind geboren wurde, habe ich es direkt geliebt. Damals kannte ich es auch noch nicht. Ich lerne meinen Sohne jeden Tag besser kennen und tiefer lieben. So ist es mit uns selbst auch. So ist es doch auch mit einem Partner. Wir lernen uns kennen und lernen uns zu lieben. Die Liebe darf sich vertiefen. Wir lernen einander immer besser kennen. Doch das hält uns nicht davon ab, direkt Liebe zu empfinden. Liebe empfinde ich auch, wenn ich durch die Natur gehe. Liebe ist nicht an Bedingungen geknüpft.
Manchmal macht die Liebe uns Angst. Doch es ist nicht die Liebe, die gefährlich ist. Es ist die Erfahrung, die wir damit verbinden. Liebe ist ein warmes und weites Gefühl. Hieraus unsanft herausgerissen zu werden, tut sehr weh. Spüre dich, dann spürst du auch die Liebe zu dir. Lass dich auf dich ein, dann spürst du auch die Liebe zu dir. Gleichzeitig wirst du auch spüren, wo du deine Liebe noch vertiefen darfst und kannst. Du wirst deine Verletzlichkeit spüren und berührbar und nahbar sein. Das ist wunderschön.
Wenn du mehr über Selbstliebe lesen möchtest, empfehle ich dir auch meinen Beitrag Selbstliebe in einer Beziehung. Du findest dort sieben Tipps, wie du Selbstliebe in deiner Partnerschaft leben kannst.
Welche Mythen über die Selbstliebe kennst du noch? Hinterlasse mir gern einen Kommentar. 🙂