Gastbeitrag Als Mama prägen wir unser Kind Kerstin Chojetzki - Warum es so wichtig ist, dass du als Mama deine eigenen Erfahrungen aufarbeitest - Blog Familie - Liebe -Frieden
1. Dezember 2022In Gastbeiträge, Prägungen
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Warum es so wichtig ist, dass du als Mama deine eigenen Erfahrungen aufarbeitest

Das ganze Leben ist voller Erfahrungen, sowohl positiven als auch negativen. Und die, die man in der Kindheit bis zum ca. 7 Lebensjahr gemacht hat, sind die prägendsten – denn sie beeinflussen das gesamte weitere Leben.

Diese Erfahrungen werden tief im Unterbewusstsein gespeichert und auch im Erwachsenenalter verhalten wir uns unbewusst genau so, wie wir es in unserer Kindheit erlernt haben – auch wenn wir uns selbst daran gar nicht mehr aktiv erinnern können.

Die Macht des Unterbewusstseins

Warum ist es nun so wichtig, dass wir uns gerade als Eltern mit unseren eigenen Prägungen auseinandersetzen?

Um dies zu beantworten, möchte ich dir zunächst an einem kleinen Beispiel zeigen, wie unser Unterbewusstsein arbeitet:

Erinnerst du dich noch an die Zeit, als du Autofahren gelernt hast? Wie schwierig es anfangs war, das Treten der Kupplung mit Gas geben oder Bremsen zu koordinieren, dabei noch den Blinker zu setzen, zu lenken und dich umzuschauen. Und natürlich den Verkehr nicht aus den Augen zu verlieren.

Inzwischen machst du das höchstwahrscheinlich alles ganz automatisch und denkst gar nicht mehr darüber nach, wann du den linken Fuß wohin tun solltest – und vermutlich nimmst du nicht einmal mehr die Strecke aktiv wahr.

Denn über 90 % unseres heutigen Handels und Erlebens geschehen aus unserm Unterbewusstsein heraus. Und das ist auch wichtig, denn unser Gehirn wäre sonst heillos überlastet, wenn es alles aktiv aufnehmen und stets proaktiv agieren müsste.

Die kindlichen Prägungen

Ähnlich verhält es sich mit unseren eigenen Erfahrungen aus der Kindheit. Abhängig davon, wie sich deine engsten Bezugspersonen verhalten haben, hast du gewisse Lernerfahrungen entwickelt.

Diese wurden in Form von (unterdrückten) Gefühlen, Verhaltensweisen und sog. Glaubenssätzen in deinem Unterbewusstsein gespeichert. Du siehst die Welt und dich selbst durch die Brille dieser Erfahrungen. In der Psychologie verwendet man hierfür den Ausdruck „inneres Kind“.

Ein Beispiel: hast du als Kind immer gesagt bekommen, dass „ein Indianer keinen Schmerz kennt“ und du nicht weinen durftest, hast du dir angewöhnt, dieses Gefühl zu unterdrücken. Denn als Kind sind wir von unseren Eltern abhängig und tun alles, um ihnen zu gefallen, um gesehen und beachtet zu werden.

Und im heute bist du dir in aller Regel gar nicht bewusst, dass es dir schwerfällt zu weinen.  Du merkst es am ehesten, wenn du dich über andere schnell ärgerst, wenn diese so „gefühlsduselig“ sind oder wenn es dir in deiner Partnerschaft schwerfällt, auch vermeintlich negative Gefühle zuzulassen.

Du hast dann eine Schutzstrategie des „stark sein müssens“ entwickelt. Dies führt dazu, dass du eine Maske trägst und deine echten Gefühle anderen gegenüber nicht oder nur kaum äußern kannst. Dadurch kannst du dich nur schwer öffnen, wodurch du logischerweise nicht so gesehen wirst, wie du eigentlich bist.

Hier kann es sein, dass du das als Ablehnung empfindest, wodurch du unbewusst noch mehr versuchst, deine alte Schutzstrategie (=Maske) einzusetzen. Und so entsteht ein Teufelskreis.

Was hat das nun aber mit unseren eigenen Kindern zu tun?

Unser Kind als Spiegel

Zum einen verhalten wir uns hier auch unbewusst so, wie oben beschrieben: so wie wir es selbst erlernt haben. Und dadurch geben wir genau die gleichen Prägungen weiter, auch wenn wir das gar nicht wollen. Sprich: durftest du als Kind nicht weinen, wirst du dir bei deinem eigenen Kind hier höchstwahrscheinlich auch sehr schwertun, sein Weinen zu ertragen

Und zum anderen sind unsere eigenen Kinder unser Spiegelbild, denn sie treffen durch ihr Verhalten zielsicher die Punkte, die bei uns selbst noch Heilung bedürfen.

Wenn es ein Verhalten an deinem Kind gibt, das dich aufregt oder wo du dich komplett hilflos fühlst, ist dein eigenes inneres Kind gerade aktiv. Im Außen führt dies natürlich zu Konflikten mit deinem echten Kind.

Aber andererseits sind genau diese Situationen auch die Chance auf ein immens großes Wachstum und Heilung für dich selbst – und auch in der Beziehung zu deinem Kind.

Auch hier ein Beispiel: jede Mama kennt die unangenehme Situation eines Trotzanfalls im Supermarkt. Und den allerwenigsten von uns gelingt es, diesen ruhig zu begleiten.

Aber, während die eine Mutter deshalb wütend wird, weil ihr Kind nicht auf sie hört (und den unbewussten Glaubenssatz hat „ich werde nicht gehört/gesehen/verstanden.“), liegt es bei der anderen daran, dass es ihr peinlich ist, was die Leute denken könnten. Sie hat den Glaubenssatz, dass sie nicht auffallen darf, sich anpassen muss. Und die Dritte wiederum ist schlicht wegen der nervenzehrenden Lautstärke gestresst und überfordert. Ihr Glaubenssatz lautet möglicherweise „ich muss ruhig sein.“

Die Lösung

Wenn du dir eine entspannte, empathische und liebevolle Beziehung zu deinem Kind wünscht, führt kein Weg daran vorbei, zuerst bei dir selbst hinzusehen.

In jeder Alltagssituation, wo du dich (nicht nur von deinem Kind, sondern in jeglichem zwischenmenschlichen Miteinander) bspw. übergangen oder ausgeschlossen fühlst, sehr impulsiv reagierst, dich zu sehr anpasst oder über die Maßen emotional wirst, ist dein inneres Kind aktiv.

Wenn du dieses in dir heilst, hast du auch für dich selbst eine Menge Vorteile: dein Selbstbewusstsein und deine Selbstliebe steigen, du fühlst dich energie- und freudvoller, leichter und zufriedener. Du bist in der Lage, vertrauensvolle, stabile Beziehungen zu führen, kannst deine eigene Meinung sagen und fühlst dich stark und frei.

Und auch deinem Kind gegenüber bist du gelassen, verständnisvoll und mitfühlend. Der oftmals anstrengende Alltag wird harmonischer, leichter und freudvoller.

Und wie gelingt dir das Ganze nun?

An erster Stelle steht das Herausfinden der sog. Trigger-Situationen und das Erkunden, welche eigenen Erfahrungen und Glaubenssätze dahinterstecken. Diese werden dann mittels verschiedener Methoden transformiert und du gelangst Schritt für Schritt zu mehr innerer Freiheit und Lebensfreude.

Da dieser Prozess alleine allerdings kaum zu bewältigen ist, suchst du dir als Begleitung am besten einen erfahrenen Coach, Therapeuten oder Psychologen. Mittlerweile gibt es auch online-Kurse, die allerdings nicht ganz so individuell sind.

Aber du wirst sehen: Es lohnt sich auf jeder Ebene: für dich selbst, deine Familie und v.a. auch dein Kind. Denn dieses wird dadurch mit einem gesunden Selbstbewusstsein und dem Gefühl, genau richtig zu sein, aufwachsen – und alleine das ist unbezahlbar.

Bloggastbeitrag von:

Kerstin Chojetzki

Stressbewältigung für Mütter

Psychologische Beraterin und Coach 

Webseite: www.kerstinchojetzki.de

Instagram: https://www.instagramm.com/kerstinchojetzki/

Facebook: https://www.facebook.com/kerstinchojetz

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