Blogbeitrag über Narzissmus bei Kindern - wie wir unsere Kinder prägen und auch bewusst prägen könnten
22. November 2023In Herzensgedanken, Prägungen
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Narzissmus - Vielleicht eine wichtige Perspektive für unsere Kinder

Schweres Thema. I know.
Ich fürchte, wir leben in einer Welt, die oft von Selbstinszenierung und egozentrischem Verhalten geprägt ist. 
Da frage ich mich schon, wie das alles unsere Kinder beeinflusst. Was wir machen können. 

Mein Herz drängt mich, meine persönlichen Beobachtungen und Gedanken darüber hier niederzuschreiben. Mit dir zu teilen. 
Ich habe nämlich schon eine Vermutung, wie Narzissmus in der Kindheit entstehen kann.
Wenn wir wissen, wie es entstehen kann, können wir auch bewusst gegensteuern.

Das kindliche Bedürfnis nach Bestätigung

Kinder wollen gesehen, gehört und verstanden werden. 
Das ist normal. 
Aber was passiert, wenn dieses natürliche Bedürfnis nach Anerkennung zu einer unersättlichen Suche nach Bestätigung wird? 

Ich habe beobachtet, wie Kinder sich bemühen, ständig besser zu sein als andere.
Und nicht nur das.
Sie haben das unbedingte Bedürfnis, dies auch konstant zum Ausdruck zu bringen. 
Sehr taktisch. Mal mehr, mal weniger offensichtlich.
Je nach Bezugsperson führen hier andere Strategien zum Erfolg. 
Ich fürchte, dass dieser Drang sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und sich über andere zu stellen, die sich entwickelnden Wurzeln narzisstischer Tendenzen sind. 

Familiendynamiken: Unser Einfluss auf die Entwicklung

Ich bin selbst Mutter und will hier kein Plädoyer dafür aussprechen, unsere Kinder nicht für Leistungen zu loben. Das wäre sicher kontraproduktiv. Wir können einen Fehler niemals mit dem Gegenteil ausbügeln. Wurde in der Geschichte oft versucht und führte wahrscheinlich bisher nicht zum Erfolg. Wir brauchen also eine gesunde Balance. 
Lob und Anerkennung sind ein wichtiger Bestandteil der Liebe, die wir unseren Kindern zuteilwerden lassen. 
Aus meiner Perspektive sollten wir aber nur loben, was auch eines Lobes würdig ist. Ich lasse es hier bewusst offen, das näher zu definieren und vertraue auf gesunden Menschenverstand. 

Was unsere Kinder brauchen, ist emotionale Wärme, Zuneigung und klare Grenzen. Sie brauchen die Möglichkeit, sich autonom zu entfalten. 

Klare Grenzen geben Sicherheit. Sie wissen ihre Bezugspersonen dann zu greifen.

Ohne diese Grenzen sind wir Erwachsenen für unsere Kinder wie ein Fisch im Wasser. Einfach nicht greifbar. Das verunsichert Kinder. 

Emotionale Wärme bedeutet Liebe schenken und Liebe annehmen. 

Das darf ein Austausch sein, der die Familienbande stärkt. 

Als Eltern benötigen wir einen bewussten und gesunden Zugang zu unseren Gefühlen. 

Ein wichtiger Schlüssel zu einer liebevollen Elternschaft liegt meiner Meinung nach auch in unserer eigenen emotionalen Selbstkenntnis. Nur wenn wir gelernt haben, wie wir mit unseren Gefühlen umgehen, können wir die Gefühle unserer Kinder spiegeln und ihnen den Raum halten, wenn sie von ihren Gefühlen übermannt werden.  

Narzisstische Züge entwickeln unsere Kinder oft in familiären Dynamiken, die von Leistungsdruck, fehlender emotionaler Wärme und unklaren Grenzen gezeichnet sind.
Sprich in einem für sie unsicheren Umfeld.
In einem Umfeld, in dem sie sich nicht gesehen, gehört und verstanden fühlen.
Es ist ihr Schutzmechanismus.
Sie können nichts dafür und nur wir können ihnen helfen. 

Heilung beginnt bei uns Selbst

Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns vor den Spiegel stellen und uns fragen:
Was lebe ich meinem Kind vor? 

Authentizität

Welche Botschaft sende ich meinen Kindern über Authentizität?

Zeige ich ihnen, dass es okay ist, sie selbst zu sein? Auch wenn das vielleicht manchmal mit Herausforderungen verbunden ist?

Fehlerkultur

Wie gehe ich mit meinen eigenen Fehlern um?

Zeige ich meinen Kindern, dass Fehler Teil des Lebens sind? Stehe ich selbst zu meinen Fehlern, oder vertusche ich sie? Mache ich mich dafür fertig, oder nutze ich sie als Lernhelfer?

Empathie

Welchen Stellenwert und welche Bedeutung hat Empathie in unserem Familienleben? 

Zeige ich Mitgefühl gegenüber ihren Gefühlen und den Gefühlen anderer? Oder gehe ich aus Unsicherheit oder Unachtsamkeit darüber hinweg? Differenziere ich auf gesunde Art und Weise zwischen Mitgefühl und Mitleid? 

Grenzen setzen

Wie gut nehme ich meine Grenzen wahr?

Wie setze ich Grenzen?

Wie gehe ich mit den Grenzen anderer um?

Sind meine Grenzen klar und konsistent, und vermittle ich meinen Kindern, dass mein Nein sehr liebevoll ist? Kann ich das Nein eines anderen Menschen liebevoll und aus einer inneren Sicherheit heraus annehmen? Lernen sie durch mein Vorbild, dass Grenzen den Rahmen für ein liebevolles Miteinander stecken? 

Kommunikation

Wie kommuniziere ich selbst in stressigen Situationen?

Worüber sprechen wir? 

Zeige ich meinen Kindern, wie man respektvoll und konstruktiv in schwierigen Momenten kommuniziert? Oder werde ich verletzend, überheblich und breche vielleicht sogar die Kommunikation ab? Rede ich nur um des Reden willens, oder geht es in unserer Kommunikation darum, einander sehen und verstehen zu wollen? Auch dann, wenn wir ganz unterschiedlicher Meinung sind?

Selbstfürsorge

Mache ich meinen Kindern deutlich, dass Selbstfürsorge wichtig ist?

Vermittle ich meinen Kindern, dass es in Ordnung ist, sich Zeit für sich selbst zu nehmen? Gut für sich zu sorgen? Oder lebe ich ihnen Selbstaufopferung vor? Gewöhnen sie sich daran, dass andere weniger wichtig sind, als sie selbst?

Vielfalt und Respekt

Wie behandle ich Menschen, die anders sind als wir? 

Vermittle ich meinen Kindern Respekt gegenüber der Vielfalt unter uns Menschen und die Fähigkeit, Unterschiedlichkeiten zu akzeptieren und zu respektieren? Oder stelle ich mich über andere? Bewerte ich andere in ihrem Sein, ohne wirkliches Wissen über sie? Über ihre Erfahrungen, ihr sein oder ihre Hintergrundinformationen und Beweggründe?

Manches in dieser Welt können wir nicht verstehen. Niemand von uns ist allwissend. Es ist komplex.
Aber indem wir uns unserer selbst und unserer Wirkung bewusster werden, unsere eigenen Themen heilen, können wir unseren Kindern auch positive Vorbilder sein. 
Wir können eine Umgebung schaffen, in der sie voller Liebe, Respekt und Mitgefühl aufwachsen. 

Fazit

Du ahnst es: Ich bin für eine Welt, in der unsere Kinder in Liebe und Frieden aufwachsen können und ich stehe für Eigenverantwortung.
Klar könnten wir den Kopf in den Sand stecken, weil alles so herausfordernd und komplex ist.
Aber was hilft es uns? Es gibt doch wirklich genug Ansatzpunkte, was wir gutes für sie machen können. 

Ich träume von einer Welt, in der unsere Kinder in einer Atmosphäre voller Liebe aufwachsen und ich wünsche mir, dass dieser Beitrag dich zur Reflexion einlädt und dir den ein oder anderen Veränderungsimpuls mitgibt.
Ganz gleich, was andere tun. Wir können immer bei uns beginnen. Damit tun wir viel und wer weiß, vielleicht inspirieren wir ja auch andere dadurch. 

Gedanken vom 22.11.2023